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Vielfalt »op zijn texels« – das Maartenhuis

Café de Windroos ist Teil der Stiftung.

Goed gedaan! – Gut gemacht! Diesen Zweiwortsatz hört man häufig im Maartenhuis auf Texel. Alles gut gemacht bei der Zwiebelernte, beim Holzspalten, beim Brotbacken, beim Filzen, beim Einsammeln der Eier, beim Kochen. Und da geht noch viel mehr, wie wir bei einem Besuch dieser besonderen Wohn- und Arbeitsgemeinschaft für Menschen mit geistigem Handicap erfahren.

Kleiner Markt, große Wirkung

Das Maartenhuis liegt zwischen Kiefernwald und dem Badeort De Koog auf Texel, und zwar direkt am Radweg vom Strand ins Dorf. Zum Glück für uns, denn so werden Britta und ich auf ein ungewöhnliches Haus mit spitzem Giebel aufmerksam, radeln auf den Hof und stellen fest, dass das umgebende Gelände weitläufig ist, hier noch viel mehr Gebäude liegen und es einen riesigen, bunten Garten gibt. Schnell das Fahrrad geparkt, und erst mal rein in das Spitzgiebelhaus mit den bodentiefen Glasfenstern. Zumindest war das der Plan. Doch wir werden vom Treiben auf dem Innenhof ab- bzw. umgelenkt: Dort sind fünf Marktstände aufgebaut, zwischen denen bunte Wimpel hin- und herflattern. Kaminholz gibt es hier zu kaufen, Gefilztes und Gestricktes, Bilder und Bilderrahmen, Kerzen, sogar Holzmöbel. Alles zu erschwinglichen Preisen.

»Geh nur!« – Musik macht froh!

Mittendrin steht eine lange Tafel, um die sich knapp 20 Leute versammelt haben: Betreuende, Ehrenamtler:innen und Betreute. Wir seien schon etwas spät dran, erklärt uns eine Mitarbeiterin. Der Sommermarkt geht seinem Ende zu und die Belegschaft, die heute für den Markt zuständig war, sitzt gerade zum Kaffeetrinken zusammen. Es wird fröhlich  durcheinandergeredet, jede und jeder hat etwas zu sagen – Kommunikation ist hier kein Problem.

Jede und jeder bringt sich in dem Maße in die Arbeit ein, wie sie oder er es leisten kann.

Einzigartige Menschen, einzigartige Begabungen

„Jeder Mensch ist einzigartig. Nicht nur als Mensch, sondern auch mit seinen Bedürfnissen und dem, was er machen will und kann“ – so lautet verkürzt der rote Faden des Maartenhuis. Die Stiftung kümmert sich um Menschen mit geistiger Behinderung und ist dem anthroposophischen Geist der Camphill-Bewegung verpflichtet, die davon ausgeht, dass jeder Mensch eine gesunde innere Persönlichkeit besitzt. Knapp 40 Bewohner:innen mit Handicap leben in der Einrichtung, dazu kommen noch Tagesgäste. Sie alle bringen sich in dem Maße in die Arbeit ein, wie sie es leisten können.

Auch in den Ateliers sind Besucher willkommen.
Einladend …

Beim Rundgang über das Gelände sehen wir Holz- und Textilwerkstatt, Letztere mit einer stattlichen Anzahl an Webstühlen. Die Kerzengießerei – hier liebt man es sehr bunt – und das Zeichenatelier. Den Bauernhof mit Schafen und Hühnern, Schweinen und Enten, den großen Gemüsegarten und den Bauerngarten, der jetzt, im August, in allen Farben zu explodieren scheint. Hinzu kommen noch Äcker und Grasland … und das Café.

Der Blumengarten gehört zum Konzept vom Maartenhuis.

Ein guter Dreiklang: Café, Shop und Gartenterrasse

Womit wir wieder am Anfang und in dem spitzen Giebelhaus wären, vor dem Kisten mit Salatköpfen, Gurken und Kartoffeln stehen, durch die Bank zu sehr günstigen Preisen. Windroos, Windrose, heißt das hier untergebrachte Café und bietet ein kleines, feines und günstiges Menü an. Schon die Karte ist hübsch gemacht, auch die kleinen Gerichte und Kuchen, die an uns vorüber auf die Terrasse getragen werden, sehen lecker aus. Schade, Britta und ich haben gerade erst gegessen und keinen Hunger, wissen aber beim nächsten Mal Bescheid. Und steigen mit einem Topf Kürbis-Chutney und einer Gurke fürs Abendessen sowie einer Filzmaus für Brittas Patenkind wieder aufs Rad.

Das Café ist einer der Pfeiler der Stiftung.
Kaffeetafel mit Apple Crumble und Blaubeerkuchen

Mehr Infos …

… über das Maartenhuis gibt es (nur auf Niederländisch) unter: www.maartenhuis.nl.
Öffnungszeiten De Windroos, Ruijslaan 81, 1796 AZ De Koog: ab April Di–Sa 10.30–17 Uhr;
Sommermarkt Juni–August 14–17 Uhr, T 0031 222 74 42 10.

Loben? Gerne und ausführlich!
Good gedaan! oder auch: Lekker! Uitstekend! Mooi! Fijn! Heerlijk! Geweldig! … Die Niederländer setzen ihre Vokabeln für unser Wörtchen „schön“ gerne und ausgesprochen häufig ein, so auch im Maartenhuis. Unsere Nachbarn loben gerne – oder sind sie einfach nur höflich? Wie dem auch sein, gelobt wird viel und das spornt an. Und macht Spaß. Den Betreuten, den Betreuenden, uns.

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