Das Zentrum für Ausbildung und Forschung im Bereich Regeneration und interkulturelles Wissen, Organizmo, liegt sehr idyllisch auf dem Land nördlich von Bogotá . Auf ihrem Grundstück zwischen Tenja und Tabio hat die Architektin Ana Gutiérrez einen spannenden nachhaltigen Lebensraum geschaffen. Das Zentrum fußt auf einer Stiftung, in der sich mehrere Fachmenschen zu unterschiedlichen Forschungsfeldern zusammengeschlossen haben.
Bericht und Fotos von Britta auf Kolumbienreise, September 2024
»Wir übernachten auf dem Land bei einer Freudin in einer spannenden Location«, hieß es. Wir, das bedeutete eine Gruppe von drei Frauen zwischen 45 und 60 und zwei Mädels von 13 Jahren.
Am späten Nachmittag ging es los, und nach gefühlt ewigem Staufahren in Bogotá erreichten wir unser Ziel. Ich war sofort beeindruckt. Das Wohn- und Esszimmer, in dem wir unseren Abend verbringen würden, war ein offener Rundbau. An diesen großen Rundbau schlossen sich wiederum kleinere Rundbauten mit Schlafzimmern und Badezimmern an. Teilweise wurden die Räume aus mit Plastik gefüllten Plastikflaschen erstellt. Ja wirklich.

Eine Forschungsstation mit internationalen Gästen
Ana erzählte mir im Laufe des Abends, dass sie in New York Architektur studiert hat. Als sie nach Kolumbien zurückkehrte, richtete sich ihr Fokus auf alternative Archiketurformen. Sie arbeitete unter anderem mit kolumbianischen Indígenas zusammen, aber auch mit Forschenden zu diesen Themen weltweit, Deutschland inklusive. Auf dem Gelände wird gearbeitet und diskutiert, und die Ergebnisse der Fragestellungen werden praktisch umgesetzt. In den Workshops stehen Bauten im Mittepunkt, werden gemeinsam mit den Teilnehmenden diskutiert und teilweise auch umgesetzt. Schlafzimmer, Wohnhäuser, Meditaionsräume, Waschräume. Diskussionsräume, eine offene Großküche … Das alles findet sich auf Anas Gelände, auf dem Stiftungsgelände von Organizmo.
Anas Idee zu Organizmo
»Bewegt von der Zerbrechlichkeit und zugleich der Stärke lokalen Wissens und lokaler Ressourcen, widmet sie sich der Erforschung und Entwicklung von nachhaltigen Lebensräumen, wobei sie ein besonderes Augenmerk auf die Wiederbelebung traditioneller Architektur in ländlichen Gebieten Kolumbiens legt. Dabei geht es nicht nur um funktionale Infrastrukturen, sondern auch um deren Bedeutung als Einladung zum Dialog mit nicht-menschlichen Akteuren (beispielsweise der Natur) und zur Schaffung neuer Rituale«, steht auf der Website Organizmo, Equipo .
Ana entwickelt dieses Projekt, Organizmo – Zentrum für Regenertion und interkulturelles Wissen, nicht alleine. Mehr zu den Menschen, die daran beteiligt sind, findet ihr auch unter Equipo.
Künstlerische und kulturelle Prozesse spielen eine wichtige Rolle
Mit uns auf Besuchstour war Natalia Guarnizo. Sie arbeitet ebenfalls in der Stiftung und ist Koordinatorin für Körper, Gewebe und Gebiet. »Natalia ist eine erfahrene Kulturmanagerin, die seit mehr als 15 Jahren künstlerische und kulturelle Prozesse in verschiedenen Bereichen leitet, vermittelt und gestaltet. Ihre Arbeit erstreckt sich über die bildenden und darstellenden Künste, Kunsthandwerk, Umweltthemen, lebendige Erinnerung und Friedensbildung. Dabei ist sie überzeugt von der Kraft, künstlerische und kulturelle Praktiken zu verbinden, zu transformieren und neue Narrative zu schaffen, um aktuelle Herausforderungen anzugehen.
Ihr Studium der Darstellenden Künste an der Universität Paris und ihr Masterabschluss in Kulturpolitik haben ihr ein tiefes Verständnis für kulturelle und künstlerische Prozesse vermittelt. Natalia ist besonders in der Lage, durch ihre Arbeit Synergien zwischen Kunst und sozialen Themen zu schaffen, was sie zu einer treibenden Kraft in Projekten macht, die auf soziale und politische Transformation abzielen. Ihr Engagement für die Friedensbildung und die Bewahrung von Erinnerungen zeigt ihr tiefes soziales Bewusstsein und ihre Hingabe, durch kreative Praktiken zu einem positiven Wandel beizutragen«, nach der Website Organizmo, Equipo.

Das Gelände von Organizmo entdecken
Ana lief später im Dunklen mit mir über das Forschungsgelände, um mir zu zeigen, wo ich übernachten, mich waschen, zur Toilette gehen könnte. Glücklicherweise hatte ich meine Stirntaschenlampe dabei, die eigentlich für den Dschungel bestimmt war. Schon Nachts war es äußerst spannend, was ich trotz der Dunkelheit auf dem Gelände alles zu sehen bekam. Ich freute mich also umso mehr auf den Rundgang, den meine Freundin Natalia am nächsten Tag mit mir unternehmen wollte.

Organizmo ist für spontane Besuche nicht geöffnet
Leider ist das Gelände von Organizmo kein öffentlicher Ort. Hier finden Seminare und Workshops statt, unter anderem organisiert vom Goethe-Institut. Meines Wissens ist es als Künstler:in möglich, sich dort einzumieten. Mehr Infos findet ihr auf der Website von Organizmo.






