Den schönsten Sielhafen der deutschen ostfriesischen Nordseeküste findest du im Fischerdorf Ditzum. „Moin Ditzum“ – „Hier leben 690 Einwohner, die den Schalk im Nacken und die Ems vor der Haustür haben.“ Ende 2024 durfte ich diesen lustigen Ort zu Silvester entdecken. Ich war jeden Tag erfreuter, wie überraschend Ditzum ist, wie oft ich „Moin“ sagte und wie freundlich die Menschen „mit Schalk im Nacken“ einem in Ditzum begegnen.
Bericht & Fotos von Britta im Januar 2025
Mal nach Ditzum düsen
Von Köln starteten wir entspannt gegen 11 Uhr; ca. dreieinhalb Stunden Fahrt sagte uns der Routenplaner an. So düsten wir also gen Ditzum. Der Fischerhafen liegt an der Ems und kurz vor dem Dollart. Der Dollart ist ein Gezeitenmeer, wo die Ems in das Wattenmeer, sprich in die Nordsee, mündet. Emden könnte was bekannter sein und liegt am Dollart.
Kurz vorm Ziel wurde es spaßig. Was für Ortsnamen sind das denn: Jemgum, Critzum oder Bingum? Ganz anders, als wir es kennen – schön. Wir fuhren zum Schluss des Abschnitts mit den lustigen Ortsnamen am Emsdeich entlang. Die Aussicht war erst einmal etwas langweilig. Rechts Deich, links Felder über Felder. Dann kam Ditzum – und das sah auf den ersten Blick auch eher öde aus. Links am Dorfeingang, also am Deich, liegt als Blickfang ein Campingplatz voll mit Caravans. Wintercamping. Oha. Ich war gespannt was es zu entdecken gab.
Wir fuhren erst einmal zu unserer Unterkunft. Dort packten wir schnell aus, da unsere Gastgeberin Sabine unbedingt mit uns zur „besten Fischbude überhaupt“ gehen wollte. Kibbeling essen. Auf dem Weg wollte sie uns einen kleinen Einblick ins Dorfleben geben. Damit wir sehen, warum sie so gerne in Ditzum ist. Ich war gespannt, was kommen würde.
Ditzum und der weltleckerste Kibbeling
Also liefen wir los. Nach ein paar hundert Metern erreichten wir bereits die Hafenmauer. Natürlich kletterten wir die Stufen hoch und hatten direkt eine beeindruckende Aussicht auf den Hafen, einen Teil von Ditzum sowie auf die Ems und fast bis Emden. Ditzum besitzt eine intakte Fischfangflotte, die wir im Hafen bewundern konnten. Der Fisch, der im Fischhaus Ditzum verkauft wird, ist also richtig frisch! Unser anschließendes Tasting dort verlief absolut positiv. Richtig, richtig leckerer Kibbeling. Du kannst dort sogar einen Tisch bestellen und in Ruhe den frischen Fisch genießen. Wir waren jedoch an der „Schnelltheke“ – eine Bankreihe mit schmalen Tischen, an der Kibbeling und Pommes aus der Tüte gegessen werden. Was soll ich sagen – Sabine hatte recht. So leckeren Kibbeling habe ich noch nie gegessen. Besonders lecker fand ich die dort angebotene Knoblauchmayonnaise.

Nachdem wir nun den Kibbeling im Bauch hatten, setzten wir unsere kurze Einstiegsrunde durch das Dorf fort und waren weiter beeindruckt. Jenseits der Hauptstraße tat sich ein wirklich schönes Örtchen auf. Mit Bachlauf, Holzbrücken, Mühle, alten Fischerkaten und so weiter. Das schrie natürlich nach genauerer Besichtigung.
Aber erstmal sollte es am frühen Abend ins Restaurant Bei Robbe im Thiets gehen. Wir hatten reserviert und freuten uns auf entspannten Abend mit leckerem Essen. Die Bedienung war total nett, das Bier frisch gezapft und lecker. Die Speisekarte war recht klein – doch für jeden Geschmack war etwas dabei, und so konnten wir zügig bestellen. Grundsätzlich war das Aufgetischte reichlich und lecker, nur leider in Teilen sehr salzig. Bei meinem Gericht – „Omas Fisch-Filet-Teller“ mit Rotbarsch – konnte ich ganz klar sagen: Die Panade vom Rotbarsch war total versalzen. Ungenießbarer Fisch – leider. Ich hab das Gericht zwar zurückgegeben, doch den Fisch mit derselben versalzenen Panade erneut bekommen. Also habe ich den Fisch nicht gegessenen, nur die Beilagen – jedoch voll bezahlt. Ein kleiner Wermutstropfen, der unsere gute Laune aber nicht schmälerte.
Ausflug nach Leer
Am nächsten Tag wollten wir eigentlich gerne nach Emden fahren. In Ditzum gibt es eine Fähre, mit der es möglich ist, über die Ems zu schippern. Zur anderen Flussseite kann man einen Bus zur Innenstadt von Emden bestellen. Ganz coole Sache eigentlich, da sich eine längere Autofahrt bis zur nächsten Brücke dadurch erübrigt. Allerdings fuhr die Fähre an Silvester nicht oft und nicht lange. Somit war Emden gestrichen.
Die Alternative für einen kurzen Tagestripp war Leer. Ohne Auto ist die Stadt an der niederländischen Grenze zwar etwas schwieriger zu erreichen, doch es gibt Busse von Ditzum nach Leer und zurück.
Leer ist ein nettes Städtchen mit langer Handelstradition, und eignet sich gut zum Bummeln. Eine schöne Mischung aus Alt und Neu. Ich werde nicht viel darüber schreiben, denn es wäre eher einen eigenen Beitrag wert. Doch es lohnt sich auf jeden Fall, im Bünting-Teehaus einzukehren. Kaffee, Tee und Kuchen sind lecker, das Personal an der Selbstbedienungstheke ist total nett. Wir sind hier eigentlich nur aus der Not heraus gelandet, da alle anderen Cafés überfüllt oder geschlossen waren. Und waren dann überaus zufrieden.

„Moin“ – jetzt Ditzum entdecken
Am nächsten Tag war es so dermaßen windig, dass die Entdeckung des Örtchens Ditzum genau die richtige Spazierrunde für mich sein sollte. Der Weg führte mich zunächst zum Campingplatz am Ortseingang. Ein thematisch für die Region gut gelöstes Anmeldebüro – das Steuerhaus -– gab es hier auch. Und ich war überrascht davon, wie voll der Caravanplatz jetzt im Winter war.

Weiter ging es am Deich die Ems entlang Richtung Hafen Ditzum. Der eiskalte Wind brauste mir um die Ohren. Der Hafen mit der Ditzumer Fischkutterflotte sieht wirklich schön aus. Die Sicht auf das idyllische Dorf baut sich hinter dem Hafen auf. Ich wanderte also durch die Hafenanlage ins Dorf. Die Hafenmauer wurde in den 80er-Jahren als Umdeichung angelegt und dient seither als Hochwasserschutz. Wenn die Ditzumerinnen und Ditzumer sich damals nicht erfolgreich gegen eine Durchdeichung gewehrt hätten, gäbe es dieses nette Städtchen heute nicht mehr.
Hinter der Hafenmauer tauchte plötzlich eine Skulptur auf, ‚Tant’ Dientje‘. Sie erinnert an den harten Alltag der Frauen in der Region. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts beförderten Frauen aus dem Dollart – die Bucht entstand nach schweren Sturmfluten aus besiedelten Landschaften heraus – den Dollartfisch in Stadt und Land. Sie waren an Tragejoch und Frachtkörben zu erkennen.

im Hafen.

Der Hafenmauer gegenüber liegen zwei Restaurants und eine stark frequentierte Kneipe, der Strandräuber Ditzum. Hinter dem Strandräuber geht’s links zum Ortskern. Direkt hinter der Abbiegung könnt ihr auf der rechten Seite Hausgemachtes kaufen – besonders die Marmeladen sind zu empfehlen.
Es machte Spaß, durch die Gassen zu wandeln und die alten und größtenteils neu aufgepeppten Hauser aus rotem Ziegelstein zu betrachten. Bis in die 70er-Jahre gab es zwei Ziegeleien in Ditzum, an der Ems insgesamt sogar 30. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der rote Ziegel das Dorfbild und auch die Emslandschaft. prägt
Die alte Mühle, die Kirche aus dem 13. Jahrhundert, die Brücken, die DitzuManufaktur mit „Schönem von hier“ und vor allem der kleine Kiosk machen den Dorfrundgang aus. Im urigen Kiosk stoßen wir auf Karola, sie sitzt im Rollstuhl und vertreibt sich die Zeit mit Sprüchen für die Touristen. Karola bessert ihre Rente mit dem Verkauf von Andenken wie Ditzumer Schafsköttel (Lakritzbonbons) und lokalen Tassen sowie Alkohol und den üblichen Kioskutensilien auf – hoffentlich! Anschließend ließ ich die alte Kirche nebst Friedhof links liegen und lief durch eine enge Gasse auf eine Holzbrücke zu, direkt über das Siel in Richtung unserer Unterkunft.
Auf dem Rundgang stieß ich immer wieder auf Tafeln mit Infos zum Ort und zur Geschichte von Ditzum. In der Sielstraße findet sich sogar eine kleine Touristeninformation, wo alles Mögliche an Informationen zu Radwegen, Aktivitäten und zur Geschichte eingeholt werden kann.




Silvester im Hafen von Ditzum
Auf Silvester in Ditzum freute ich mich nun richtig! Kurz vor Mitternacht ging es los. Im Hafen war es nicht zu voll, alle begrüßten sich mit „Moin“ (wichtig: nur einmal „Moin“ sagen!) und wir ergatterten problemlos einen genialen Platz an der Hafenmauer mit Blick auf das Dorf, den Hafen und auf die andere Uferseite der Ems. Die Stimmung war fröhlich und entspannt, und das Geknalle hielt sich in Ditzum in Grenzen. Der Blick über das Wasser und das weite Land eröffnete einen große Feuerwerkshimmel.
Das neue Jahr 2025 hat mit einem beeindruckenden Bild begonnen. Moin Ditzum & Dankeschön für diese gelungene Entdeckung eines kleinen, feinen Örtchens in Ostfriesland.

Foto: Sabine Schwabe
Meine Ditzum-Tipps für Frauen:
- Die Leute sind freundlich und unterhalten sich gerne. Es ist überhaupt kein Problem, alleine auszugehen. Und es ist recht einfach, in Kontakt mit anderen zu kommen.
- Mit dem Auto anzureisen, ist bequemer, doch es lässt sich einiges vor Ort auch ohne Auto erreichen und entdecken.
- In der Paddel- und Pedalstation Ditzum Grenzenlos aktiv ist es möglich, Räder und auch E-Bikes zu leihen. Außerhalb der Saison nur auf Anfrage.