Bogota

Bogotá ist absolut viel. Nämlich riesig, hoch, voller spannender Graffities, arm, reich, stinkig, vielseitig, sonnig, gigantische Regenschauer … absolut spannend. Und auf den ersten Blick nicht besonders schön. Mengen an Hochhäusern, weil Bogotá schnell gewachsen ist. Meine Startposition zur Erkundung Bogotás ist der Stadtteil Chapinero. Von hier aus entdecke ich die Stadt mit meiner lokalen Freundin Natalia oder allein. Ein paar Highlights dieser Stippvisiten und somit Interessantes aus Bogotá möchte ich euch nicht vorenthalten.

Bericht und Fotos von Britta auf Kolumbienreise, September/Oktober 2024

Themen:
>> Sonntags Autofrei
>> Handwerksmarkt in Usaquen
>> Graffiti-Tour
>> Zipaquirá und die Weltwunder-„Catedral de Sal“
>> Aussichtspunkt Monserrate & „Museo del Oro“
>> Chapinero – Tipps zum Ausgehen


Sonntags autofrei in Bogota

Autofreie Sonntage sind eine feste Institution in den Großstädten Kolumbiens und natürlich auch in Bogota. Hier werden Fahrstreifen einiger großer Straßen für Autos gesperrt. Bei guten Wetter nutzen es viele Menschen für sportliche Aktivitäten wie Radfahren, Laufen oder einfach Spazieren gehen.
Leider hat es an meinem einzigen autofreien Sonntag in Bogota geregnet. Dementsprechend leer waren die Straßen. Ich hatte keine Lust aufs Fahrrad zu steigen und nass zu werden. Doch die Straßensperrungen wollte ich unbedingt sehen und nutzen. So entschloss ich mich zu einem Spaziergang zum sonntäglichen „Handwerksmarkt“ nach Usaquen.


Usaquen – Handwerksmarkt am Sonntag

Usaquen ist ein Stadtteil Bogotás, der eigentlich mal weit weg von der Stadt Bogota gelegen hat. Der Ortskern besteht immer noch aus kleineren Häusern. Da ich mich für die anstehende Radtour mit Tour de Friends bezüglich der Höhe akklimatisieren wollte, wanderte ich ca 1,5 Stunden von Chipanero nach Usaquen. So richtig schön bebaut und sehenswert ist die Strecke nicht, auch wenn es wegen des autofreien Sonntags ganz nett war die Tour zu laufen.

Es ist auf jeden Fall eine Empfehlung den Handwerksmarkt in Usaquen zu besuchen. Wer auf der Suche nach ein paar Andenken ist, wird bestimmt fündig. Viele der Produkte sind indigenen Ursprungs. Für mich war das schlechte Wetter von Vorteil, weil der Markt aus diesem Grund nicht so voll war. Es ist schön durch die schmalen Straßen zu laufen und die angebotenen Produkte zu bestaunen.
Kulinarische Angebote gibt es reichlich, entweder auf dem Markt an den Straßenständen oder aber in Restaurants und Cafés.

Café Colo in Usaquen

Mein Tipp: Café Colo.
An die Rösterei Colo angeschlossen ist ein sehr nettes Café/Restaurant. Ich habe den Kuchen Vulcan getestet mit dem Kaffee „Flat White“ dazu. Die Speisen an den Nachbartischen sahen jedenfalls sehr appetitlich aus. Preislich fand ich das Angebot total ok.


Ein absolutes Muss in Bogota: die Graffiti-Touren

Bei ein Kaffee und einen frisch gepressten „Zumo de Lima“ im Café Mistral in Chapinero wurde ich wieder mal vom dem für Bogota scheinbar typischen Platzregen überrascht. Ohne Regenschirm und Regenkleidung. Ich hatte mich gerade eine Stunde zuvor dazu entschlossen die Free Walking „Capital Graffiti Tour“ mitzumachen, mich angemeldet und wollte vorher nur mal kurz um die Ecke einen Kaffee trinken gehen.

Also mußte ich schnell den Regenschirm holen und loslaufen. Die Zeit wurde knapp bis zum Start der Graffiti-Tour. Es lag ein Fußweg von mehr als einer Stunde zum Treffpunkt, dem „Gold-Museum“ – Museo del Oro, vor mir. Zunächst sah es so aus, als würde der Regen nachlassen. Doch es kam anders. Die Regenmassen fielen nur so vom Himmel, auf den Straßen stürzten Bäche runter – es gab kein Entrinnen. Innerhalb von wenigen Minuten hatte ich ein Wasserbad in den Schuhen. Ich lief trotzdem weiter und kam pünktlich zum Treffpunkt.

Graffiti als Spiegel der Gesellschaft

Am Treffpunkt stand Jay mit dem Erkennungsmerkmal der Free Walking Touren – einem Regenschirm. In diesem Fall purpurfarbend. Jay ist einer von drei der Inhabern der „Capital-Graffiti-Tour“. Sein Anspruch ist es über die politische Situation, also den Hintergrund der Street-Art, der Graffities, die er als „Zeichen von Menschen“ betitelt, zu berichten.

So führte die Tour als erstes zu einem Graffiti mit dem Thema Gewalt an Frauen, gesponsert von der Heinrich-Böll-Stiftung. In ganz Südamerika gibt es unglaublich große Probleme bezüglich Gewalttaten an Frauen. Leider habe ich vergessen von diesem Wandbild ein Foto zu machen.

Weiter ging es zu einer Wandmalerei, die sich als Mahnmal der politischen Verantwortung des Gremiums zur Korruptionskontrolle in Kolumbien versteht. Ein Schwerpunkt war der seit mehr als 60 Jahren andauernde „Drogen“-Krieg bzw. die aktuelle politische Situation, in der Kolumbien versucht, Ruhe, gesellschaftliche Veränderung und Verbesserungen für die ärmere Bevölkerung ins Land zu bringen. 2016 wurde einen Friedenspakt mit der Guerilla-Partei FARC geschlossen. Es gibt zum ersten mal eine linke Regierung unter dem Präsidenten Gustavo Petro, der ebenfalls einer Guerilla-Gruppe, der „Movimiento 19 de Abril“, angehörte.

Kunst auf der Straße ist immer politisch

Jay zeigte uns nicht nur die professionellen Graffities „großer Meisterinnen und Meister“. Er versuchte verschiedenste Ansätze zu spiegeln. So berichtete er von Menschen, die bei Demonstrationen umgekommen waren und an die über Wandbilder erinnert wurde; über Polizeigewalt und Drogenkrieg, über Plakat und Graffiti-Aktionen zum Thema Frieden und Freiheit für Palestina, über die Entstehung des höchsten Graffities von Bogota und vieles mehr.

So unglaublich – während der gesamten Tour über fast drei Stunden hat es nicht geregnet. Mit Jay durch die Straßen zu laufen war absolut kurzweilig und hat mein Wissen zu Kolumbien und Bogota beträchtlich erweitert.

>> mein Tipp: Free Walking Politics & Graffiti-Tour von „Capital Graffiti Tours“ in Bogota werden täglich angeboten. Kosten 50.000 COP
Falls ihr samstags Zeit habt: „Distrito Graffiti Tour“ THE BIGGEST OPEN AIR GALLERY IN THE CITY


Zipaquirá und die Weltwunder-Salzkathedrale

Plötzlich kam ich auf die Idee nach Zipaquirá zu fahren. Vielleicht ein Großstadt-Koller? Zipaquirá soll ein schönes Städtchen bei Bogotá sein mit der weltbekannten unterirdischen Salzkathedrale. Also buchte ich ein Zimmer und los. Das hieß außerdem das erste Mal mit dem Bus ab „Portal del Norte“ in Bogotá zu fahren inklusive eine aufladbare Busfahrkarte zu besorgen. Doch alle Menschen, die ich ansprach, waren absolut hilfsbereit. Und schwups saß ich im richtigen Bus mit der Karte und Guthaben in der Tasche..

Zipaquirá ist unaufdringlich freundlich

Nach ca. einer Stunde erreichte ich mein Ziel. Zipaquirá gefiel mir direkt gut, denn ich landete an dem mit einer Palmenallee versehenen Parque de Esperanza (Hoffnung). Dieser endet am alten Bahnhof, indem eine historische Fotoausstellung beherbergt ist.
Von der Riesenstatue in Erinnerung an Zipa Tisquesusa, dem letzten Muisca, neben dem Bahnhof hatte ich gelesen. Ich bin beeindruckt!

Stadt mit Weltkulturerbe „Catedral de Sal“

Niemand hat mich blöd angequatscht. Ich konnte einfach entspannt meinen Weg gehen. Wunderbar. Für Frauen eine entspannte Ausflugsmöglichkeit.
Nach einem leckeren kleinen Frühstück in einer der zahlreichen Pastelerien und vorzeitigem Check-In, machte ich mich direkt auf den Weg zur Hauptattraktion – dem ehemaligen Salzbergwerk mit Kathedrale, der Catedral de Sal (Link Wikipedia). Sie gehört zu Liste der sieben modernen Weltwunder und zudem zu den herausragendsten architektonischen Bauwerken Kolumbiens. Der Weg zum Salzbergwerk ist richtig nett angelegt. Immer der weißen Linie folgen. Die Eintrittspreise haben mich umgehauen. Sie sind für Kolumbien extrem hoch. 110 COP = ungefähr 30 €. Nach längerer Bedenkzeit habe ich mich entschlossen das Geld auszugeben. Die Überraschung war groß als ich plötzlich „nur“ 97.000 COP zahlen musste. Ich ging das erste Mal seit meinem 60-igsten Geburtstag vor zwei Monaten als adulto mayor = Seniorin durch.

Tunnel zum Salzbergwerk mit Stahl und Eukalyptus
Tunnel Eingang Salzbergwerk mit Stahl und Eukalyptus. Das Salz setzt sich am Eukalyptus fest und verhärtet.

Fazit Salzbergwerk / Catedrale de Sal: es hat sich gelohnt. Die riesigen unterirdischen Salztunnel sind faszinierend. Der Audioguide erklärt gut und nicht zu lang. Es gibt viele Infos, auch zum Abbau der Esmeraldas (grüner Smaragd) und den Muiscas. Nur der „Kreuzweg“ war für meinen Geschmack extrem übertrieben ausgestattet mit Kreuzen.

Was gibt Zipaquirá sonst noch her?

Rumlaufen, gucken, Essen, Kaffee trinken – das geht in Zipaquirá total entspannt. Ob Plaza de la Independencia, Placa de Zipaquirá zum rumtrödeln oder der Aufstieg zur Kirche „Nuestra Señora De Los Dolores“ wegen der tollen Aussicht auf Stadt und Berge. Zudem bietet die alte Innenstadt eine recht große Einkaufszone von Klamotten über Technik, Spielzeug bis zu Fahrradshops.

Tipp: Wer am Wochenende von Bogotá aus einen Tagesausflug nach Zipaquirá machen möchte, kann den Bummelzug nutzen. Bei Turistren könnt ihr die Fahrt, am Besten frühzeitig, buchen.


Der Sport für Leute aus Bogotá – Treppen rauf zum Monserrate

Das Markenzeichen Bogotás ist der Cerro de Monserrate mit 3.125 m. Du kannst mit der Seilbahn hochfahren. Doch für alle Einheimischen, die sportlich sind, ist es ein Muss die Treppen zu nehmen. Ostern soll es sogar Menschen geben, die ihren Glauben an Gott damit zum Ausdruck bringen, dass sie auf Knieen nach oben zur Kirche auf dem Monserrate rutschen.
Also laufe ich naturlich als Training für die bevorstehende Radtour durch die Anden die endlosen Stufen. Der Aufgang ist unweit von der Seilbahn. Frauen können auf jeden Fall alleine hochlaufen, da zum einen viele Leute diesen Weg nehmen und zum anderen in regelmäßigen Abständen Polizei oder Security wacht.

Mir hat es großen Spaß gemacht die Stufen hoch zu gehen. Unter anderem weil die Aussicht an vielen Punkten einfach genial ist. Für den Rückweg habe ich klassischerweise die Seilbahn genutzt. Die steile Abfahrt ist besonders, aber viel zu schnell vorbei.

Treppen zum Monserrate
Die Treppen zum Monserrate sind das Fitnessstudio der Menschen, die in Bogotá leben.

Vom Monserrate zum „Museum des Goldes“

Von der Seilbahn des Monserrate sind es nur wenige Minuten zu Fuß zum „Museo del Oro“, dem Museum des Goldes. Wenn ihr Zeit genug habt, solltet ihr dieses Museum auf jeden Fall besuchen. Die Goldschätze im Zusammenhang mit der Vielvölker-Geschichte Kolumbiens wird vielschichtig und besonders anschaulich präsentiert. Beeindruckend.
Lustigerweise konnte ich wiederum als Seniorin über 60 umsonst dieses wunderbare Museum besuchen. Sonntags ist für alle Eintritt frei.


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